Finanzbedarf bei Gründungen durchschnittlich doppelt so hoch wie geplant
Kurz vor Jahreswechsel hat die KfW eine Pressemitteilung herausgegeben, auf die wir hier kurz hinweisen möchten, da dieselben Themen und Fragestellungen bei unseren Beratungsprojekten immer wieder auftreten.
Bei einer Umfrage unter rd. 6.600 Unternehmen im Alter von bis zu 4 Jahren hat sich ergeben,
- dass zwar rund 2/3 der Gründer sich mit einem Businessplan auf Ihr Gründungsvorhaben vorbereiten (was aber wiederum auch bedeutet, dass 1/3 der Gründer „einfach mal so“ loslegt),
- der Finanzbedarf jedoch massiv unterschätzt wird.
Bei Gründungsvorhaben, bei denen man von einem eher „kleineren“ geschätzten Finanzbedarf (bis zu EUR 25.000) ausgegangen ist, ergab sich im Nachhinein durchschnittlich der 3,3fache Finanzbedarf, im Schnitt also EUR 68.000.
Wenn diese Differenz nicht durch Eigenkapital, Ersparnisse oder eine nachträgliche Finanzierung durch Banken aufgefangen werden kann, ist es mit der Selbständigkeit schnell vorbei.
Aber auch bei größeren Vorhaben, bei denen von Anfang an mit 6stelligen Beträgen geplant wurde, liegt der tatsächliche Bedarf im Durchschnitt 65% höher.
Fehlender finanzieller Spielraum wesentliche Ursache für gescheiterte Gründungsvorhaben
Als Ursache für diese Abweichungen vermutet die KfW zu niedrig eingeschätzte Personalkosten, was sicher mit einer der Gründe sein dürfte – dass die Kosten eines Mitarbeiters deutlich über dem Brutto-Lohn liegen, wird bei vielen Businessplänen übersehen.
Aus unserer Erfahrung ergibt sich ein höherer Finanzbedarf i.d.R. aber noch aus einem anderen Grund, und zwar auch bei Gründern, bei denen gar keine Personalkosten entstehen (Solo-Selbständige, ohne Mitarbeiter) – nämlich einer viel zu optimistischen Umsatzplanung. In der Praxis werden die benötigten Vorlaufzeiten, bis dann endlich die benötigten Umsatzerlöse fließen, deutlich unterschätzt.
Um zu vermeiden, dass es bereits während der Gründungsphase zu Liquiditätsengpässen kommt und nach wenigen Monaten die Selbständigkeit wieder aufgegeben werden muss, hilft nur eine realistische Planung des Kapitalbedarfs als Bestandteil des Businessplans, denn, wie die KfW schreibt, „durch zu niedrige Ansätze im Business Plan legen viele Gründer den Stolperstein für ein Scheitern also bereits bei der Planung“.